Positionspapier
„Clubkultur bewahren – Rave Culture stärken“ 

1. Ausgangslage: Clubsterben bedroht kulturelle Vielfalt

Hamburgs Clubkultur befindet sich in einer akuten Gefährdungslage. Immer mehr Clubs und kulturelle Räume schließen aufgrund von:

• steigenden Mieten und Verdrängungsdruck

• fehlenden Schutzmechanismen für kulturelle Orte

• mangelnder politischer Anerkennung von Clubkultur als Kulturgut

• wirtschaftlicher Unsicherheit nach der Pandemie

• Lärmschutzkonflikten mit angrenzenden Wohngebieten

• Personal- und Nachwuchsmangel

• wachsender Kommerzialisierung und Verlust gemeinschaftlicher Werte

Diese Entwicklungen schwächen nicht nur die elektronische Musikszene, sondern auch Hamburgs Identität als kreative, offene und diverse Stadt.

2. Unsere Haltung: Clubkultur ist Kulturgut

Res Nullius e. V. vertritt die Position, dass elektronische Musik und Rave Culture integraler Bestandteil der Stadtgesellschaft sind.

Clubkultur ist:

• sozialer Raum für Begegnung, Inklusion und Gemeinschaft

• kultureller Raum, in dem Kunst, Musik und Subkultur entstehen

• soziopolilischer Raum, in dem Minderheiten Sichtbarkeit und Schutz finden

• wirtschaftlicher Faktor, der Arbeitsplätze schafft und Tourismus stärkt

Wir verstehen Clubs als kulturelle Räume wie Theater, Museen oder Ateliers und fordern ihre entsprechende Anerkennung.

3. Problemfelder, die politisch adressiert werden müssen

3.1 Raumnot & Verdrängung

Clubs fallen oft denselben Mechanismen wie Start-ups oder Gewerbe zum Opfer: steigende Mieten, Umwandlungen, Neubauprojekte.
Es fehlen rechtliche Instrumente, um kulturelle Räume langfristig zu sichern.

3.2 Lärmschutz & fehlende Konfliktlösungsmechanismen

Lärmschutzauflagen sind wichtig, aber ohne differenzierte Modelle werden Clubs stillgelegt, statt Lösungen zu finden.

3.3 Fehlende Förderung & Unterstützung

Clubkultur erhält im Vergleich zu anderen Kunst- und Kulturbereichen deutlich weniger:

• Förderungen

• Beratung

• politische Sichtbarkeit

3.4 Verlust gemeinschaftlicher Werte

Mit wachsendem Kommerz entstehen Probleme in Awareness, Sicherheit und community-orientierter Kulturentwicklung.

4. Unsere Mission als Verein

Res Nullius e. V. wurde gegründet, um:

1. elektronische Musikkultur zu bewahren,

2. Räume der Begegnung zu schaffen,

3. Nachwuchs zu fördern,

4. Awareness und Sicherheit zu stärken,

5. politische Lobbyarbeit für Clubkultur zu leisten.

Wir handeln gemeinnützig, unabhängig und im Interesse einer offenen, sozialen und inklusiven Szene.

5. Unsere konkreten Vorschläge & Forderungen

5.1 Clubkultur als schützenswertes Kulturgut anerkennen

• rechtliche Einordnung von Clubs als Kulturstätten

• stärkere Berücksichtigung in Stadtentwicklungsprozessen

• Einbindung in Kulturförderstrukturen der Stadt Hamburg
  
  

5.2 Einrichtung eines „Rave Culture Fonds“

Ein Förderinstrument zur Sicherung von:

• Zwischennutzungen

• neuen Kulturorten

• Awareness-Programmen

• Nachwuchsförderung (DJs, Veranstalter*innen)

• Schulungen für ehrenamtliche Kulturarbeit
  
  

5.3 Lärmschutzreform nach dem „Agent of Change“-Prinzip

Wer in die Nähe eines Clubs neu baut, muss Schallschutz gewährleisten – nicht der Club.
Damit entfallen Konflikte, die Clubs in ihrer Existenz bedrohen.

5.4 Förderung von Zwischennutzungen & gemeinnützigen Raumkonzepten

• Vereinfachte Genehmigungsverfahren

• Abgesicherte Nutzung leerstehender Flächen

• Partnerschaften zwischen Stadt, Eigentümer*innen und Kulturschaffenden
  
  

5.5 Aufbau eines stadtweiten Awareness-Standards

Gemeinsam mit Clubs, Behörden und Vereinen soll ein Standard für:

• Konsens & respektvollen Umgang

• Deeskalation

• diskriminierungsfreie Räume

• Schutz vulnerabler Gruppen

• Schulung von Awareness-Teams

geschaffen werden.

5.6 Stärkung des Nachwuchses

• Workshops für DJing, Producing, Veranstaltungstechnik

• Mentor*innen-Programme zwischen bestehenden Crews und jungen Teams

• Community-Formate wie Open Decks, Panels und Skillshare-Events
  
  

5.7 Unterstützung von Vereinen als Träger der Clubkultur

Gemeinnützige Vereine ermöglichen:

• niedrigere Eintrittspreise

• fairere Gagen

• Ehrenamt & Community Building

• entkoppelten wirtschaftlichen Druck

Wir fordern mehr Anerkennung und Unterstützung dieser Organisationsform.

6. Was wir als Verein beitragen

Res Nullius e. V. übernimmt Verantwortung durch:

• regelmäßige kulturelle Veranstaltungen

• Aufbau eines Awareness-Programms für Hamburg

• Schaffung von Räumen für Nachwuchs & Community

• Entwicklung eines Kulturarchivs (Dokumentation der Szene)

• Vernetzung mit Clubs, Kollektiven und Politik

• Transparente, faire und gemeinschaftliche Strukturen

Wir sind bereit, aktiv an Lösungen mitzuarbeiten und Verantwortung in der Stadtgesellschaft zu übernehmen.

7. Schlusswort

Clubsterben ist kein Naturgesetz.
Es ist das Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungen – und damit veränderbar.

Hamburg hat die Chance, sich klar für eine vielfältige, offene und globale elektronische Musikkultur zu positionieren.
Res Nullius e. V. steht bereit, diesen Wandel mitzugestalten.

Clubs sind Kultur.
Raves sind Gemeinschaft.
Rave Culture ist Hamburg.